Zu Anfang


Jeder Mensch ist ein Same
gepflanzt in die dichte Erde.
Und jedem gebührt derselbe Name,
die Erfüllung: „Sei und Werde
Selbst!“

Auszug aus „Der Sämann“




Irgendwo in seinen innersten, unbeschreibbaren Räumen,
trägt jeder Mensch ein Urbild seiner selbst in sich, seiner eigenen Vollkommenheit.
Es ist wie ein Samenkorn, in welchem schon der Duft, die Farbe und Form seiner Blüte vollendet innewohnt.
Seine Bestimmung ist es, sich diesem Weg der Vollendung anheim zu geben, um letztlich,
aus der blütengeborenen Frucht, wieder Quelle für neuen Samen zu werden.
Seine Vollkommenheit entsteht also aus der ständigen Hingabe an diese Verwandlung.


Es ist die Geschichte des Menschen. Desjenigen, der zeitlos geworden ist
und für den weder Anfang noch Ende existieren, sondern einzig das ewige
„ES IST“.

Zu Anfang meint also: immer wieder und immer wieder neu.
Auf dieser Seite werden zum Beginn einer neuen Woche
Auszüge aus meinem künstlerischen Schaffen; aus Werken Anderer, die meine Tage begleiten
oder aber einfach Gedanken über mein innerstes Bild des Menschen erscheinen.

Diese kurzen Texte erscheinen auch auf dem Telegram-Kanal:
Feuervogel – Aufbruch zum Wesen

t.me/+YRlG9jvmlPQ0N2My




Zeichen auf dem Weg


Sehnsuche


Kinderaugen schauen ferngesichtig,
wie innerblickend, weltenweit
in fremde Horizonte, die durchlichtig 
raumlos sind und ohne Zeit.

Irisknospen, die ihre Bläue,
wie einen Pfeil, in größter Spannung halten,
sind wie himmelslobend scheue
Seraphim, die ihre Fiederflügel falten.

Augen und Blumenknospen malen
aus tiefer, andächtiger Innerkeit
ein Bild aus Farbenstrahlen,
ein Lichtgeflecht aus Ewigkeit.

Sie strahlen und tränen
und zarten wie Regenbogenhaut
und spannen Fasern und Achänen,
als hätten sie ein Wunder fern geschaut.

Und es schlummert in beiden,
der Kinder- und der Blumeniris
über alle Räume und Zeiten
ein feines, blütenreines und schieres

Sehnen nach Vollkommenheit.
Doch wissen beide, dass es immer
ein unfüllbares Sehnsuchen bleibt
ein unreichbarer Regenbogenschimmer.

Und je näher man ihm ist, umso dunkler
fernt der Horizont. Doch zugleich ist
auch im Blumen- und im Augenfunkel
jenes Wissen, dass schon alles ist;

anwesentlich im tiefsten Kern,
in der irisumschlossenen Pupille,
im von Domblättern getragnen Irisstern,
Bund der Erde mit dem Himmel,
vollendeter, liebesdurchlichter Wille.