Zu Anfang
Jeder Mensch ist ein Same
gepflanzt in die dichte Erde.
Und jedem gebührt derselbe Name,
die Erfüllung: „Sei und Werde
Selbst!“
Auszug aus „Der Sämann“
Irgendwo in seinen innersten, unbeschreibbaren Räumen,
trägt jeder Mensch ein Urbild seiner selbst in sich, seiner eigenen Vollkommenheit.
Es ist wie ein Samenkorn, in welchem schon der Duft, die Farbe und Form seiner Blüte vollendet innewohnt.
Seine Bestimmung ist es, sich diesem Weg der Vollendung anheim zu geben, um letztlich,
aus der blütengeborenen Frucht, wieder Quelle für neuen Samen zu werden.
Seine Vollkommenheit entsteht also aus der ständigen Hingabe an diese Verwandlung.
Es ist die Geschichte des Menschen. Desjenigen, der zeitlos geworden ist
und für den weder Anfang noch Ende existieren, sondern einzig das ewige
„ES IST“.
Zu Anfang meint also: immer wieder und immer wieder neu.
Auf dieser Seite werden zum Beginn einer neuen Woche
Auszüge aus meinem künstlerischen Schaffen; aus Werken Anderer, die meine Tage begleiten
oder aber einfach Gedanken über mein innerstes Bild des Menschen erscheinen.
Diese kurzen Texte erscheinen auch auf dem Telegram-Kanal:
Feuervogel – Aufbruch zum Wesen

Zeichen auf dem Weg
Farbexplosion
Ein Jubelruf zum Erntesegen
Grau sind des Herbstes erste Früh´n,
grauer noch sein Abend.
Man erzählt, azurblausuchend, von den Sommermüh´n,
sich, braungebrannt, am Feuer labend.
Glutrot prasselt es, den Äpfeln gleich,
die rund und sich errötend neigen,
harrend dem Fall ins wiesengrüne Reich,
wissend ob seinem farbenvollen Schweigen.
Aus dessen umgeworf´nen, schwarzen Schollen
perlt mir lebendig Gold entgegen.
Aus apricot-, karmin- und umbrafarb´nen Wurzelstollen,
entspringt aus ihm ein gnadenvoller Erntesegen!
Dazu die Felder, gelber, sturmgebeugter Ähre!
Die Wälder, die schillernd leuchten, wie als wäre
ein Regenbogen am Himmel explodiert
und hätte all sein Funkeln auf alles Blattwerk reflektiert!
Darin auch Astern strahlen, Zinien, Sonnenhut,
Anemonen, Dahlienblüten, Eisenhut!
Ein Pflaumenblau, ein Birnenblond,
und eine Chrysantheme, die sich im zarten Rosa sonnt!
Aber wie nun? Wie dieser Fülle Genüge bringen?
Wie danken? Wem? Und welchem Händler,
der aus Hörnern gießt und schöpft in Ringen
die Jahre – seine Ware, wie ein Verschwender…?
Nur durch ein Sich-Selbst-Verschwenden,
ohne Lohn und Dankeshymnen zu erwarten.
Nur durch ein Bewegen in den eignen Händen,
was an Früchten reifte, in dem geschenkten Lebensgarten.
Nur dann wird das Grau der Morgenfrüh´n
sich wandeln in eine vielgeblättert Farbenrose.
Und in den erntedankend Seelen blüh´n,
wie eine frühlingshafte Herbstzeitlose.